Saga
(Sagâ; „Sagerin”, „Sprechende Frau”)
Eine nordische Göttin der Dichtung und die personifizierte Sage.
Saga, die von SNORRI zu den Asinnen gezählt wird (Gylfaginning, 35), wohnt in Sökqvabeckr (Sökvabäck, Sökkvabekk, „der sinkende Bach” „tiefer Fluss”), das eine große, geräumige Stätte in Kleinodheim ist:
„Kleinodbank heißt der vierte,
doch kühle Wellen
rauschen über ihm.
Odin und Saga
trinken dort alle Tage
glücklich aus Goldbechern.”
(Edda, Grimnirlied, 7, zit. n. F. Genzmer)
Hier trifft Saga sich mit Odin, der mal als ihr Gemahl, mal als ihr Vater vorgestellt wird und beide trinken dort froh aus goldenen Schalen den Trank der Dichtkunst und Unsterblichkeit.
(GRIMM, Deut. Mythol., Bd. II, S. 759).
Nach F. ASWYNN entsprechen die im Grimnismal genannten zwölf Paläste der Asen den zwölf Zeichen des Tierkreises. Sökkvabekk als Wohnort der Saga entspreche dem Zeichen Jungfrau, da Saga der jungfräuliche Aspekt der Göttin Frigg ist.
(Blätter von Yggdrasil, S. 164).
Saga ähnelt als Tochter des Odin den griechischen Musen, die als Töchter des Zeus Göttinnen der Künste und der Wissenschaften waren.
(ebd., Bd. I., S. 258).
Als Saga (Isländ. „Erzählung”) wird allgemein die im Mittelalter besonders auf der Insel Island gepflegte Prosa bezeichnet. Bedeutende Sagas sind die Thidrekssaga über das Leben des Dietrich von Bern, die Isländer-Saga, die von der Landnahme auf Island erzählt, die Fornaldar-Saga, die die Zeit vor dieser Landnahme behandelt, die Königssaga, ein Bericht vom norwegischen Königshaus und von der Kirchengeschichte erzählt die Bischofs-Saga.
Saga ist auch ein allgemeiner Begriff für weise Frauen und Priesterinnen. Daher rührt die im christlichen Mittelalter übliche Verwendung des Begriffs Saga für eine Hexe.
(WALKER (1993), S. 940).