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Teil 3

 

Trotz allem kann man sich wohl fragen -- und in anderen Ländern wird diese Frage häufig gestellt: Wie kann ein Staat an einer Regierungsform festhalten, die aus globaler Sicht museumsreif ist? Die Frage entbehrt jedoch teilweise der Substanz. Eine Regierungsform, die so lange funktioniert hat, ist nur in den Augen derer antiquiert, die diese Form nicht verstehen. Nimmt man die Frage jedoch wirklich ernst, liegt die Antwort in dem, was ich gesagt habe. Diese Verfassung ist kein Hindernis für die Entwicklung einer modernen Gesellschaft gewesen und für die Möglichkeit des Volkes, seinen eigenen Weg zu wählen. Die Demokratie hatte einen guten Nährboden. Die Monarchie ist ein Rahmen, keine Bremse. Sie ist mindestens genauso demokratisiert worden wie die Demokratie "monarchisiert".

Eine bestimmte Staatsverfassung überlebt jedoch nicht nur, weil sie kein Hindernis ist. Ist die Monarchie demokratisch funktionell? Welche positiven Auswirkungen hat es, eine äußere Form beizubehalten, die altmodisch wirken mag?

An dieser Stelle sollte unterstrichen werden, dass die Zweiteilung an der Spitze des Staates den Inhabern der Stellungen sowohl machtpolitisch als auch der Funktion nach Grenzen setzt. Während die Position des Staatsoberhaupts über dem politischen Tagesgeschehen steht, übt der Regierungschef politische Macht aus, und seine Stellung ist deshalb kontroversiell. Die Staatsform und der Selbstlauf ihrer Traditionen sorgen dafür, dass die normalen Auseinandersetzungen zwischen Parteien und Gruppen um bessere Positionen in geregelten Formen ablaufen. Oben an der Spitze, fern vom Kampfgetümmel, wird zumindest etwas in diesem streitbaren Volk neutralisiert, befriedet und unter staatlichen Feiertagsschutz gestellt.

Auf dieser Ebene kann der Monarch die Vaterrolle spielen und Märchenkönig sein und unser aller Sehnsucht nach Träumen und Identifikation erfüllen. Er kann Einheit symbolisieren, wo sonst politische Spaltung herrscht; er kann der über Sonderinteressen erhabene Mittelpunkt sein. Das ist natürlich etwas Mystisches, ja Mythisches, in modernen Augen offenbar ein Relikt aus der Vergangenheit. Wie blind aber sind diejenigen, die ihren Sinn für das Irrationale vollkommen verloren haben!

Also ein ganz und gar konservatives Element, verknüpft mit Bürgerlichkeit, Kirche, Militär -- den Grundpfeilern der Gesellschaft? Sicherlich. Aber jede Systemloyalität ist konservativ. Unser System war nie reaktionär und ist es auch heute nicht. Andere Faktoren haben unsere Gesellschaft geformt: Technologie und Industrialisierung, Landwirtschaft und Industrie, Erdölfunde und Sicherheitspolitik. Die monarchische Staatsform war weder Bremsklotz noch Motor.

Viel des Gesagten trat beim Tod König Olavs in Erscheinung. Die Trauer des Volkes war echt. Sie war nicht nur Wehmut über das Hinscheiden eines alten Mannes; sie war persönliche Trauer über den Verlust eines Menschen, den viele liebten. Die Kerzen auf dem Schlossplatz in Oslo kann man pathetisch finden, sentimental. Aber haben sie nicht Tieferes symbolisiert -- echte Gefühle in einer Zeit, in der solche Artikel verschleudert werden?

Und noch mehr: In vielen Ländern -- vielleicht moderneren als Norwegen -- wird das Staatsoberhaupt durch eine Wahl, einen Staatsstreich oder nach einer Revolution ersetzt. Auch Mord kommt vor.

In Norwegen ist es anders. Still und ruhig wird -- nicht die Macht, sondern die Rolle -- vom Nachfolger übernommen. Das System als solches wird auf keinen Fall berührt, ganz im Gegenteil.

Die vollständige Bedeutung der Monarchie lässt sich nicht leicht beschreiben, die persönliche Rolle des Monarchen nicht leicht verstehen.

Erst wenn die Monarchie abgeschafft würde, würde ihre volle Bedeutung sichtbar werden.

 

 

 


 

 

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