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Eine Woche Abenteuer am Rekefjord

Oktober 2001 – 1 Woche am Rekefjord.

Als unser Familienurlaub im August zu Ende war kamen meiner Frau und mir die Idee, doch noch einmal in diesem Jahr für eine Woche nach Norwegen zu fahren, damit wir 4 Wochen voll bekommen. Dazu kam dann noch, dass wir mal wieder einen anderen Fjord kennen lernen wollten.

Also mal den Katalog der Elche zu Rate gezogen und schnell fündig geworden. Da war eine Hütte mit Terrasse direkt am Fjord. Der Fjord sah auf der Karte auch ganz nett aus, etwas klein aber mit dem Boot (15 PS) kann man sich ja auch bei gutem Wetter mal auf das Meer hinaus wagen. Mit anderen Worten, alles sprach dafür, das wir da einmal für eine Woche hin fahren.

Bei den Elchen wurde gebucht, ein Anruf in Kiel und die Fähre war auch sicher gestellt.

Es Kam der Tag der Abreise. In Hamburg war gemischtes Wetter und los ging es. Wir kreuzten die erste Wetterlinie (Nordostsee-Kanal) Die Sonne kam durch. Das ging durch fast ganz Dänemark so. Dann kam die nächste Wettergrenze (der Limfjord) ab da gab es Regen im Stück. Meine Prognose für Südnorwegen: gutes Wetter.

Fähre wie immer langweilig, weil 4,5 Stunden mit Christian nicht wirklich interessant sind, wenn man damit schon so oft gefahren ist.

In Kristiansand angekommen, die Sonne lacht, dem Zöllner noch kurz den „Pförtnergruß“ zugeschickt und dann ab auf die E39 Richtung Stavanger. In Lyngdal noch einmal angehalten und eingekauft, man kennt dort ja die Läden.

Weiter die E39. Bei Gluggevan noch mal kurz angehalten. Wir halten dort immer an, weil die Landschaft dort einfach schön ist. Utsikten natürlich auch noch kurz angehalten und von dort oben das Kvinesdal betrachtet. Dann durch Flekkefjord bis Åna-Sira. Kurzer Stopp auf der Brücke, mal schauen, ob da noch Lachse im Wasser sind. Waren nicht. Weiter zum Jøssingfjord. Oben natürlich auch kurz angehalten. Der Kiosk hatte doch tatsächlich noch auf und ich konnte einen schönen Kaffee ergattern und die Aussicht dort genießen. Einfach toll da, weil die Felsen fast schwarz sind und sehr steil abfallen.

Ab hier wurde mein Navi aktiv, denn wir mussten irgendwie von der E39 abbiegen, denn es sollte ja über Hauge zum Rekefjord gehen und nicht nach Egersund. Meine Frau (NAVI) zückte die Karte und der Abzweiger in Hauge wurde gefunden. Dann kam auch schon recht schnell der Rekefjord. Wir mussten auf der linken Seite bleiben, denn laut Beschreibung sollte die Hütte direkt an der kleinen Straße sein. War sie auch, nur auf dem Parkplatz stand schon ein Auto. Wir zwängten uns dahinter an den Straßenrand in der Hoffnung, dass kein LKW dort durch muss.

Herzliche Begrüßung mit der Eigentümerin. Eine ältere Dame, die wie sie uns erzählte, jetzt am Berrefjord wohnt. Sie hatte vor Jahren in der Hütte hier am Rekefjord mit ihrem Mann selbst gewohnt. Sie zeigte uns erst einmal die Hütte. Mein Gedanke dabei war: „Nett, gut für eine Woche werden wir das schon überstehen“. Dann runter zum Bootshaus. Hier lag ein Boot, 14 Fuss mit einem kleinen Stabmixer am Ende. Elektromotor, war mein erster Gedanke. Nein es war schon ein Benziner. Ein Johnson mit 4 PS. Ich fragte die Eigentümerin, wo denn der 15 PS-Motor wäre. Sie sagte, dass sie es schon öfters den Elchen gesagt hätte, dass sie nur einen 4 PS-Motor hätte.

Na ja, was soll es. Wenn ich mich jetzt ärgere, werden da auch keine 15 PS daraus. Wir haben Urlaub und das sogar ohne Kinder. Also Schwamm drüber.

Als die nette Dame dann weg war, kam unser Auto auf den Parkplatz. Aufpassen war da angesagt, denn die Autotür zur Straße durfte man nicht auflassen, sie wäre dann schnell Opfer der Rallye - Jugend geworden. Beim Einzug ins Schlafzimmer kamen mir so einige Bedenken. Ich suchte erst einmal unten in der Hütte nach Heftzwecken, denn im Schlafzimmer rollten sich die Tapeten doch sehr arg nach unten. Nicht dass man nachts von so einer Rolle besuch bekommt. Ein Paar Nägel taten es auch erst einmal.

Als wir fertig mit Ausladen und einräumen waren, gingen wir erst einmal auf die Terrasse und genossen das herrliche Wetter und die Ruhe, die über den kleinen Fjord lag. Meine Frau öffnete eine Flasche Wein und mein Kaffee war auch gerade fertig. Wir wollten einfach nur den Sonnenuntergang genießen. In weiter Ferne hörten wir Baumaschinenlärm. Ich sagte noch: „Da bauen die sicherlich eine Straße“. Dann kam uns das jaulen einer Sirene an die Ohren und kurz danach ein recht netter Knall. -Sprengung-

Na nun ist das Hindernis dank Dynamit weg, dachte ich. Nö, das wiederholte sich in fast stündlichen Abständen die Ganze Nacht durch. Es war aber nicht so laut, dass man Nachts davon wach wurde.

Bericht Teil 2

Am nächsten Morgen, leichter Westwind, Sonne und eine Temperatur von 18°, war Frühstück auf der Terrasse angesagt. Alles schön aufgebaut, Rundstücke aufgebacken, der Kaffee duftete. Es war einfach nur gut.

 

 

Es war alles aufgebaut, die Rundstücke waren aufgeschnitten und belegt. Schluck Kaffee und der erste Biss in das Rundstück, die Sonne scheint, es ist warm, so ist Urlaub!

Nach dem 2. Biss ins Rundstück kam der Hersteller der Wurst bei mir in den Verdacht, dass er die Wurst beim in den Darm pressen, in den Sand hat fallen lassen. Beim nächsten Biss erhärtete sich der Verdacht noch mehr. Der muss das in der Sandkiste gemacht haben, Ferkel dass. Dann meinte meine Frau, dass ihre Marmelade sehr „Erdnah“ hergestellt wurde. Auch sie fummelte Sandkörner aus dem Mund. Ich nahm einen Schluck Kaffee und sah auf die Untertasse: ein leichter Sandbelag war da drauf. Also auch in meinem Kaffee. Jetzt wurde der Bock aber fett, so nicht!

Wir sind erst einmal reingegangen und Sandfrei zu essen. Erstaunt darüber, wo das wohl herkommt. Ab da hatte meine Tasse draußen die Untertasse oben. Wenn man weiß was ist, kann man sich drauf einstellen.

Nach dem Frühstück wollten wir dann mal mit dem Boot los und einige Fische ärgern. Also Floater angezogen, Rettungsweste drüber und runter zum Bootshaus. Blick in den Tank, wie erwartet: leer. Reservekanister aus dem Auto und tanken. Entsprechend 2-Taktöl vorher zugegeben und fertig zur Abfahrt.

Ha, hatte sich der Motor gesagt, vor dem Fahren ist das Starten angesagt! Ich habe so rund 10 Minuten den „Ruckswilli“ gemacht, aber das Luder wollte nicht. Meine Frau meinte nur: „Ich hol mal Werkzeug aus dem Auto und lege mich dann in die Sonne“.

Deckel auf. Kein Wunder, dass der nicht starten wollte. Zündkabel und Kerze waren von Außen so verdreckt, da freut sich jeder Zündfunke, dass er außen vorbei gehen darf. Bei der Gelegenheit nahm ich dann noch die Zündkerze raus. Das Teil war derart verdreckt, da konnte auch innen nichts funken. Nach dem Reinigen habe ich den nächsten Startversuch gemacht und siehe da, nach dem 20. Mal anziehen fing der Motor an sich zu drehen. Die blaue Abgaswolke zog melancholisch über den Fjord. Wie bei den Indianern hatte meine Frau das Zeichen erkannt und kam zum Boot. Ich suchte den Rückwärtsgang. Fehlanzeige! Man musste den Motor nur um 180° drehen, dann fuhr das Boot auch rückwärts. OK, dann eben so.

Ich fuhr langsam aus dem Boothaus raus. Dann die Wende und erst einmal vorsichtig Gas geben und etwas fahren, bis der Motor warm war. Wir sahen uns dabei erst einmal den hinteren Teil vom Fjord an. Mit Glück sagte das Echolot 20 m Tiefe an. Viel Kraut auf dem Boden. Also in den vorderen Teil vom Fjord. Die Geschwindigkeit des Bootes war Atemberaubend. Fahrtwind= nahezu Null. Nicht weil das Boot so windschnittig war.

 

Im vorderen Teil des Fjordes erfuhren wir dann auch, warum wir zum Frühstück Sandbelag zu essen bekamen. Dort wurde ein Küstenmotorschiff mit Steinen beladen. Das Gepolter war recht nett, weil die dabei natürlich keinen feuchten Lappen unterlegen. Auf beiden Seite der Steinbruch war landschaftlich nicht gerade erbauenswert. Wir beschlossen deshalb nicht dort hin zu sehen. Also Kopp runter und aufs Wasser sehen. Unten war gerade eine nette Kante und schon gingen die Angeln in Aktion. Pilker wurden nach kurzer Zeit gegen Naturköder getauscht. Hatte alles aber keinen Sinn, das was anbiss kam nach einem Lächeln wieder ins Wasser. Also einpacken, Motor starten und dann mal aufs Meer raus, wind war so gut wie keiner vorhanden.

Motor starten? Als er lief, brauchte ich erst einmal eine Pause, mein Arm hing willenlos von der Schulter herunter und brauchte erst einmal Zuspruch. Dann kam mein Schwur: „Auf dem Wasser wird das Teil nie ausgemacht!“

Wir also weiter Richtung Fjordausgang. In dem schmalen „Kanal“ kamen wir gut weiter, denn von unten hatten wir eine nette Strömung. Dann kam das Leuchtfeuer und mit ihm die erste Welle vom Meer. Das Ding war fast 2 m hoch. Vollgas und den Berg hoch. Auf dem Wellenkamm sofort die Wende und in einem Schwung runter und in den Fjord zurück. Wir bekamen noch den Rest der 2. Welle ans Heck, aber da war die Welle schon entschärft. Zurück zum Bootshaus und erst mal fertig mit Angeln.


Dann wurde Mittag gemacht, drinnen gegessen und draußen verdaut. Ach ja, die Beleuchtung in der Küche habe ich erst einmal instand gesetzt, der Fehler war nicht die Glühlampe sondern die gesamte Leuchte.

Am Nachmittag ab ins Auto nach Hauge um noch einiges einzukaufen. Nette Läden sind dort, aber nichts Ergreifendes. Danach fuhren wir nach Egersund um frische Reker vom Kutter zu kaufen. Denn das darf man nicht auslassen. Der Abend war also gerettet. In Egersund haben wir dann auch noch etwas Wildlachs bekommen, man gönnt sich ja sonst nichts.

Bericht Teil 3

Nach dem Abendbrot ging es wieder auf die Terrasse. Schön, wenn sich zum Abend der Himmel einfärbt und die Natur den Atem anhält, damit die Sonne untergehen kann. Der Steinbruch hatte wohl an diesem Abend Feierabend gemach, es war ganz ruhig.

 

Dann ging es ins Bett. Vor dem Fenster hatte ich noch ein Fliegengitter montiert, denn wer mag schon Mücken im Schlafzimmer. Ach ja beim Einkauf in Egersund hatte ich noch Reizzwecken organisiert und damit ich die Tapeten bändigen konnte. Es sah jetzt fast so aus, wie frisch tapeziert.

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich hatte geträumt, dass ich in der Garage eingeschlossen war und der Motor vom Auto lief. Alles roch nach Abgase. Endlich wach, es roch immer noch derb nach Abgase! Ich schaute aus dem Fenster und sah noch die Beleuchtung vom Hochseeschlepper, der ganz dich an unserer Hütte vorbei gefahren war. Nun wurde mir auch klar, warum es im Schlafzimmer nach Abgasen roch. Sein Auspuff hatte genau Fensterhöhe.

Meine Frau war auch schon wach und wir zogen nach unten ins Wohnzimmer, da war die Luft noch in Ordnung. Also für die Zukunft, nachts bleibt das Fenster zu!

Die kommenden Tage nutzen wir, um die Gegend kennen zu lernen. Sogndalstrand, Hesteland, Rekeland, Ålgård, Nedre Myssa usw. muss man gesehen haben, wenn man dort auf der Ecke war. Leider war ich derzeit noch nicht mit meiner Homepage online, sonst hätte das Fotos ohne Ende gegeben.

Dann waren wir doch noch mal mit dem Boot auf dem Fjord. Es gingen so um die 30 Makrelen ins Boot. Ist ja auch lecker. Ach ja, einen Köhler von ca. 80 cm hatte ich auch noch verhaften können. Der muss sich verirrt haben.

 

 

Als ich draußen am Filetieren war kam der Norweger von gegenüber mit seinem Boot zu mir und fragte mich, ob ich noch einige Makrelen haben möchte. Klar möchte ich. Dann schob er eine Maurerbütt mit rund 50 Makrelen an Land. Ich sah rein und staunte nicht schlecht, keine Makrele unter 60 cm. Was für Brocken. Er sagte mir, dass diese zurzeit draußen auf dem Meer sind und er uns beobachtet hatte. Er fand es sehr vernünftig, dass wir mit unserem Boot nicht aufs Meer raus gefahren sind. Deshalb will er uns diese Makrelen schenken. Ich bedankte mich und lud ihn auf einen Kaffee ein. Wir klönten noch sehr lange über Gott und die Welt. Meinen Köm mochte er auch ganz gern.

Wir haben uns später noch eine lange Zeit Mails zugeschickt.

Ja, viel ist zu dieser einen Woche nicht mehr zu sagen. Meine Frau und ich hatten einen netten Urlaub, wir haben viel gelacht und waren eigentlich zufrieden. Von den Elchen hatten wir später noch eine Rückerstattung von 100 DM bekommen (Motor), aber uns reichte die Geste, den Scheck hatten wir nicht eingelöst.

Ich habe auf jedenfall eine sehr schöne Gegend kennen gelernt und weiß seit dem, dass wenn ich zum Angeln nach Norwegen fahren würde, den Rekefjord würde ich bei der Überlegung auslassen.

Sollte es im Urlaub mal nicht so richtig laufen, einfach improvisieren und nicht ärgern, dann kann kommen was will, es bleibt Urlaub.

 

 

Hoddel